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Grundsätzlich gilt natürlich, dass Rüstungsattrappen nichts auf einem Con verloren haben. Gehen wir aber der Reihe nach die verschiedenen Rüstungstypen, ihren Preis, die zu beachtenden Punkte in Handhabung und Pflege einmal durch:

Gambeson (wattierter Waffenrock):
Eigentlich ein must have für jeden Krieger. Denn ein wattierter Waffenrock, kurz Gambeson (im Larperjargon auch gern “Gambi” genannt) gehört in jede Rüstkiste. Ein Kettenhemd sollte eben nicht über einem Hemd oder T-Shirt getragen werden, da es nur vor Schnitten schützt, der wattierte Gambeson aber Schläge abfedert und vor allem den Druck auf die Schultern mildert. Ebenso ist der Gambeson Basis für Plattenrüstungen, die sonst unangenehm am Körper scheuern würden, selbst wenn auf ein darunter getragenes Kettenhemd verzichtet würde.
Gambesons gibt es in allen erdenklichen Formen und Farben. Wir können die langärmeligen Standardgambesons von www.mytholon.de mit Euro 59,-- für den schmalen Geldbeutel empfehlen. Wer mehr investieren möchte und auch etwas Schaukampftaugliches will, der findet bei www.paladin-armoury.com etwas passendes zwischen Euro 120,- bis 200,-. Ansonsten lässt sich ein Gambeson mit etwas Nähgeschick noch am leichtesten selbst herstellen. Achtet dabei vor allem auf die Stoffauswahl. Synthetik führt meist zu schlechtem Wärmeaustausch, daher werden klassischerweise mehrere Lagen Leinen aufeinandergelegt und abgesteppt. Aber für den praxisorientierten LARPer, der schnell zum Ziel kommen will, tut es auch die dünne Steppdecke vom dänischen Bettenlager, die im Tunikenschnitt zusammengenäht wird. Ob langärmelig oder Kurzarm bleibt jedem selbst überlassen, allerdings hat man den gewünschten Rundumschutz des leicht gerüsteten Kämpfers nur bei einem Langarmgambeson, es sei denn man kombiniert die Kurzarmvariante mit Lederarmschienen, aber dazu später mehr.

Kettenhemd:
Der nächste Klassiker, der allerdings etwas Kondition verlangt. Auch Kettenhemden gibt es kurz- und langärmelig. Die Preise liegen zwischen Euro 109,-- und unbegrenzt, da es auf das Material ankommt. Ein blankes, nicht vernietetes Kettenhemd mit kurzem Arm ist bereits für Euro 109,-- zu bekommen. Langärmelig, mitunter brünierte Federstahlringe und wir sind bei ca. Euro 160,--. Achtet auf gute Verarbeitung, schlecht geknippste Ringe (nicht eng zusammenliegende Ringenden) gehen nunmal schneller auf. Bereits in dieser Preisklasse findet Ihr Kettenhemden, deren Ringe an der klassischen Sollbruchstelle Achselhöhle vernietet sind. Dennoch gewöhnt Euch in dieser Preisklasse an den Gedanken, häufiger mal aufgegangene Ringe zu ersetzen. Das ist nicht schwer und Ersatzringe gibt es in jedem LARP-Geschäft bzw. im Versandhandel. Wer bis zu € 500,-- aufzuwenden bereit ist, der kann zu einem vernieteten Kettenhemd greifen. Das sieht nicht nur gut aus, die Ringe gehen auch nicht auf. Diese Kettenhemden bringen wie auch ihre günstigeren Brüder zwischen 12 und 14 kg auf die Waage.
Lasst Euch von diesem Gewicht nicht schrecken. Da es sich über den Körper verteilt, gewöhnt man sich daran. Ein breiter Gürtel in der Taille sorgt dafür, dass sich das Gewicht kräfteschonend auf Schultern und Hüften verteilt. Tragt es aber ruhig häufiger, um Euch an das Gewicht zu gewöhnen und trainiert auch das Kämpfen mit diesem Zusatzgewicht, um Eure Bewegungen an diese Situation anzupassen. Zur Pflege empfehle ich Ballistol, dass Ihr sowohl in der Flasche als auch als Spray erwerben könnt. Es ist im Haushaltswarenbereich zu finden, sonst führen es viele Jagd- und Waffengeschäfte. Wird Euer Kettenhemd geliefert, ist es meist für den Transport schwer eingeölt. Vor dem ersten Tragen mit Küchenkrepp die dicke Ölschicht entfernen und später immer nur einen dünnen Film Ballistol auftragen. Zur Aufbewahrung bietet sich ein einfacher Baumwollbeutel/tasche an, mit der der umweltbewusste LARPer auch einkaufen geht. Sollte nach langer Con sich mal ein Rostfleck zeigen: durch erneutes Tragen reiben die Ringe aufeinander und der Rost wird so mechanisch entfernt. Also zwischen zwei weit auseinanderliegenden LARPs ruhig mal einen Sonntag im Kettenhemd durch die Wohnung laufen....
Wer keine Kosten scheut kann für zwischen Euro 380,-- bis 650,-- (je nach Grösse und Ausführung) auch ein Kettenhemd aus Edelstahl mit verschweissten Ringen erwerben. Gerade für Frauen oder Leute mit Rückenproblemen (ich falle in beide Kategorien) eine lohnende Investition. Das Kettenhemd wiegt dann zwischen 4 und 7 kg, rostet nie, egal wie feucht das Con-Wetter wird, und dank verschweisster Ringe verliert man nicht auf jedem Schlachtfeld und Turnierplatz Teile seiner Rüstung. Wenn man geglühte Ringe mit geringem Durchmesser wählt, sieht das Ganze auch noch sehr gut aus. Ja, es ist nicht authentisch, dafür aber sehr praktisch. Bezugsquellen sind neben www.lederkram.de auch www.thorsschmiede.de.
Natürlich kann man sich ein Kettenhemd auch selbst knüpfen. Dabei sollte aber der Spass an der Freude im Vordergrund stehen, denn der Preis für die benötigten Ringe (meist um die 20000 Stück) liegt meist auch um die 100 bis 200 Euro... wer also nicht aus eigenem Ehrgeiz zum Eigenbau greift sondern aus Geldgründen, sollte sich vorher überlegen, ob sich das rechnet.... zumal in so einem Kettenhemd etliche Arbeitsstunden stecken.

Leder:
Lederrüstungen gibt es in sämtlichen Formen und Härtegraden. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Schöne Beispiele für Rüstungstypen gibt es sowohl bei www.lederkram.de als auch www.lederturm.de. Vor Erwerb eines Kettenhemdes steht bei den meisten Krieger-LARPern meist ein Paar Lederarmschienen auf der Wunschliste. Zwischen Euro 20,-- bis 99,-- lassen sich hier Rüstungspunkte schinden. Noch vernünftiger sind jedoch Lederbeinschienen, die bei Euro 40,-- bis 99,-- liegen, denn die Beine werden von den Gegner besonders gern aufs Korn genommen und sollten daher nicht ungeschützt bleiben.
Leder ist zwar nicht billig, dennoch lohnt sich bei entsprechendem Geschick die Eigenproduktion zur Erstellung einer individuellen Rüstung. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass entsprechendes Werkzeug erstmal vorhanden sein und man schon vor Bearbeitung eines teuren Werkstücks an günstigen Lederresten die einzelnen Techniken geübt haben sollte.

Platte:
Hier ist die Eigenproduktion in den meisten Fällen ausgeschlossen. Ich kann aus Sicherheitsgründen vor billigen Rüstungen mit 1mm-Stärke nur abraten. Rüstungsblech sollte mindestens 1,5 mm aufweisen, da bei den im LARP nunmal üblichen Situationen wie stolpern, stürzen etc. sich sonst das Ganze verformt und darunter liegen leider die eigenen Knochen... Ferner muss die Rüstung umbördelt sein, d.h. sie darf keine scharfen Kanten haben. Zum einen, weil man sich selbst oder andere damit verletzen kann (Schnitte), oder aber die gegnerischen Latexwaffen leiden.
Empfehlenswert sind aus meiner Sicht Hersteller wie das Passgenauigkeit garantierende Team von www.hammerkunst.de oder www.battleheat.de,  auch Reenactmentanbieter wie www.traditionelle-events.de oder www.bestarmour.com bieten erstklassige Qualität, aber eben auch zu entsprechenden Preisen. Wer sich auf den Erwerb einer Plattenrüstung einlässt sollte folgendes bedenken: wie häufig kommt der Charakter in Situationen, in denen er diese Rüstung braucht? Denn das Mehrgewicht von 20 bis 30 kg wird man nicht der Schönheit willen drei Tage auf einer Ambientecon tragen. Im Allgemeinen legt man sie erst im Ernstfall vor einer Endschlacht an. Sonst spare man lieber die Kosten. Denn für eine Halbrüstung (Kürass, Schultern, Arme) legt man schonmal im günstigsten Fall um die Euro 1000,-- hin, wobei nach oben Phantasie und Geldbeutel keine Grenzen gesetzt sind. Die meisten begrenzen sich auf Schultern mit Kragen (ca. Euro 230,--) sowie Arm und Beinschienen (Euro 50,-- und 100,--). Ein Reenactor bekommt bei dieser unrealistischen Kombination zwar Nesselfieber, aber beim LARP gelten nunmal andere Regeln.
Ein Wort zur Pflege: brünierte Teile sehen sehr gut aus und sollen auch weniger Rostanfällig sein. Wenn Ihr aber einen Tag nicht aufpasst und der Boden feucht und Eure Rüstung nicht gut untergebracht war, dürft Ihr Rostflecken wegrubbeln und die Brünierung gleich mit. Mit Brünierungspaste vom Jagdausstatter lässt sich dies nach gewissenhafter Rostentfernung zwar wieder beheben (sonst hilft Euch der Hersteller meist für geringen Obulus gern aus der Patsche), aber um eine kontinuierliche Pflege des guten Stücks kommt Ihr nie herum. Denkt auch daran, dass die Rüstung im Zelt einen guten und trockenen Aufbewahrungsort haben sollte. Transportable Rüstungsständer kosten auch um die Euro 100 und wollen im Auto und im Zelt untergebracht werden. Sonst die nicht sehr ambientetauglichen aber schutzwirksamen wasserdichten Packsäcke aus dem Outdoorbereich in Erwägung ziehen.

Helme:
Helme gehören eigentlich in den Bereich der Platten, dennoch kurze Hinweise: Offene Helme und Kettenhauben bringen einen zusätzlichen Rüstungspunkt auf den Torso, geschlossene Helme sogar zwei. Kettenhauben sind schon ab Euro 39,-- und offene Normannenhelme ebenfalls ab diesem Preis zu haben. Achtet auf gutes Innenleben und Kinnriemen, meist ist in dieser Preisklasse und bis Euro 100,-- nur eine Schaumstoffpolsterung zu erwarten, aber der Helm sollte passen und darf nicht verrutschen. Führt also ruhig im Laden ein kleines Tänzchen auf, gestandene LARP-Ladenbesitzer schreckt oder erstaunt dergleichen nicht. Für das LARP haben sich wegen der guten Übersicht die folgenden Helmformen bewährt: Normannenhelm, Barbuta und Eisenhut. Schaller sind wunderschön und bringen, da geschlossen, 2 Torsopunkte, aber die Übersicht nach unten fehlt. Anbieter wie Hammerkunst bieten zwar Topfhelme mit grossem Gesichtsfeld, aber man erkauft sich den zusätzlichen Rüstpunkt meist mit stark eingeschränktem Sichtfeld.